Die Rettung eines „vergessenen“ Huhns

Sonntag, 18. Juni, 14 Uhr:
Wir bekommen aufs Handy eine Nachricht von einer Hundebesitzerin, die gerade mit ihrer Hündin Gassi geht: „Hallo, gestern war Pferdemarkt in Burgdorf. Da werden auch viele andere Tiere verkauft. Ich glaub, da hat jemand ein Huhn vergessen. Es läuft hier auf dem Platz herum. Ein paar Leute haben schon versucht, es einzufangen. Ohne Erfolg. Eine Frau erzählte mir, dass nach dem Pferdemarkt schon öfter Tiere vergessen worden sind. Nach ein paar Tagen findet man sie dann meistens tot hier liegen. Ich möchte nicht, dass Hunde das Huhn tothetzen, könnt Ihr helfen?“

14:10 Uhr
Wir kontaktieren die Hundebesitzerin und fragen, wie die Örtlichkeit aussieht. Das Gelände, so erfahren wir, besteht aus einer weitläufigen, gemähten Grünfläche, die von Wegen für Fußgänger und Radfahrer durchzogen ist. Am Rand ist dichtes Brennnessel- und Brombeergestrüpp, anschließend kommen Bäume, ein Entwässerungsgraben und dichtes Unterholz. Wir sagen der Frau unsere Hilfe zu und bitten sie, uns nach Einbruch der Dämmerung zu der Stelle zu führen, an der sie das Huhn gesehen hat.

22:30 Uhr
Fünf Netzwerk-Leute treffen sich, mit Taschenlampen ausgerüstet und mit langen Hosen und langärmligen Jacken angetan, mit der Burgdorferin auf dem Gelände, auf dem der Pferdemarkt stattgefunden hat. Die Suche nach dem Huhn beginnt – ein Teil leuchtet den Boden des dichten Gestrüpps ab, die anderen schauen, ob das Huhn irgendwo aufgebaumt hat. Ein paar späte Passanten beteiligen sich an der Suche.

23:10 Uhr
Entmutigt treten wir und die externen Helfer den Rückzug an. Zu weitläufig ist das Gelände, zu dicht die Vegetation. Die Hundehalterin fragt auf dem Weg zu den Autos, was „Aufbaumen“ bedeutet und weshalb wir auch die dickeren Äste der Büsche und Bäume abgeleuchtet haben. Wir erklären ihr, dass die meisten Hühner zum Schlafen einen erhöhten Platz aufsuchen. „So eine Stelle zum Beispiel lieben sie“, erklärt ihr Tierschutz-Lehrerin Heige Kienle gerade, leuchtet einen Ast an und… DA SITZT DAS HUHN!!! Nun geht es ganz schnell. Die Taschenlampe wird gedimmt, vorsichtig schleicht sich Frau K. an und pflückt blitzschnell den schlafenden Vogel vom Ast. Das arme Tier schreit in Todesangst ganz Burgdorf zusammen…

23:40 Uhr
Die kleine Henne hat die Autofahrt gut überstanden und kommt nun in ein Quarantänegehege. Nervös marschiert sie auf und ab. Doch kaum stellen wir ihr einen Napf mit Körnerfutter ins Stroh, stürzt sie sich ausgehungert auf Weizen, Mais und Hafer. Nun soll das tapfere Federtier seinen Schock überwinden und zu Kräften kommen. Eine satte Henne, eine glückliche Hundehalterin und fünf zufriedene Netzwerk-Aktive schauen zuversichtlich der neuen Woche entgegen.

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Veröffentlicht in Aktuelles

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