Sozialer Tag 2015 – eine Viertklässlerin lernt die Tierschutzarbeit kennen

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Sozialer Tag am 9. Juli 2015 beim Tierschutzverein Netzwerk Mensch-Tier e.V.

Bericht von Selin, Klasse 4a

Ich helfe am Sozialen Tag 2015 beim Tierschutzverein Netzwerk Mensch-Tier e.V. Der Verein ist hauptsächlich in den Bundesländern Niedersachsen, Hessen und Baden-Württemberg aktiv. Tiere, die von ihren Menschen nicht mehr gehalten werden können, vernachlässigte oder ausgesetzte Vierbeiner und Vögel kommen beim Netzwerk Mensch-Tier auf Pflegeplätze in Familien. Es gibt dort keine Zwingerhaltung, Hunde und Katzen leben immer in Pflegefamilien, bis sie von Tierfreunden adoptiert werden.

Ich habe eines meiner Kaninchen von dem Verein. Meinen Sozialen Tag mache ich auf dem Pflegeplatz von Heige und Paul. Paul ist Tierarzt und Heige ist Agrarbiologin und die Vorsitzende des Vereines.

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Kater Caradoc

10:00 Uhr: Ich bereite eine Tiertransportbox vor, denn beim Verein wurde ein zwei Jahre alter, kastrierter Kater abgegeben, der nun zur Tierärztin muss. Heige setzt den Kater, der Caradoc heißt, ein weißes Fell mit Tigerflecken und grüne Auge hat, in die Box. Ich trage die Box zum Auto und wir fahren zur Tierärztin. Dort wird Caradoc angeschaut und die Tierärztin setzt ihm einen Microchip unter die Haut. Der Kater braucht diesen Chip, den man auch Transponder nennt, weil er ab jetzt Freigänger ist. Wenn er einmal weglaufen sollte, kann er über den Chip wieder gefunden werden.

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Die Tierärztin setzt Caradoc einen Chip unter die Haut.

Das geht so: Der Tierarzt, das Tierheim oder der Tierschutzverein, bei dem das Fundtier abgegeben wird, nimmt das Lesegerät und streicht damit über den Körper des Tieres. Meist sitzt der Chip an der linken Halsseite. Dann piept das Gerät, wenn es den Chip gefunden hat. Man sieht eine lange Nummer und das Land, in dem das Tier registriert ist, bei Caradoc also DE für Deutschland. Dann ruft man bei TASSO, dem zentralen Haustierregister in Deutschland, an. Dort suchen die Mitarbeiter über die abgelesene Nummer den Besitzer, informieren ihn, dass sein Tier gefunden wurde und er kann es wieder abholen.

Es ist also ganz wichtig, dass man Hunde und Katzen bei TASSO registrieren lässt, damit die Tiere wieder nach Hause gebracht werden können, wenn sie einmal entlaufen oder auf der Straße einen Unfall hatten oder wenn sie gestohlen werden. Man kann auch Kaninchen, Pferde, Schafe und andere Tiere bei TASSO registrieren lassen. Die Registrierung bei TASSO ist umsonst.

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Mit dem Lesegerät schaue ich nach Kater Mios Transpondernummer. Nach kurzer Zeit piept das Gerät und ich kann die Nummer auf dem Display ablesen.

Als Caradoc bei der Tierärztin fertig ist, fahren wir wieder mit ihm nach Hause. Ich lasse ihn aus seiner Transportbox. Ab jetzt darf er frei draußen rumlaufen. Heige sagt, eine Katze, die auf einem Pflegeplatz abgegeben wird, muss zuerst ihre Umgebung kennen lernen und den Menschen und anderen Tieren, die noch dort wohnen, vertrauen. Wenn sie das alles kann, darf sie in den Freigang, vorher nicht. Ich darf das Transponderlesegerät einmal an Mio, Heiges eigenem Kater, ausprobieren. Der Chip von Mio ist gut zu lesen.

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Ich nehme Amos an die Leine.

Nun sind die Hunde dran: Ich habe Amos, dem sechs Monate alten Junghund, ein Geschirr angezogen. Er geht noch nicht am Halsband, weil er noch viel lernen muss. Wenn er in ein Halsband springt, würgt ihn das und er kann Schäden an der Wirbelsäule bekommen. Am Brustgeschirr tut es Amos nicht weh, wenn er mal zieht.

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Amos ist schwerer als ich. Wenn er von mir weg wollte, könnte ich ihn nicht halten.

Amos ist eigentlich mit mir Gassi gegangen. Ich wiege 28 kg und Amos wiegt 35 kg. Heige fand, dass sich Amos an der Leine sehr gut benommen hat.

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„Amos, komm!“

Wir sind mit dem jungen Rüden auf ein riesiges, eingezäuntes Grundstück eines Bauern gegangen. Dort haben wir Amos frei laufen lassen und wir haben den Grundgehorsam mit ihm geübt. Zuerst musste der Hund zu mir kommen, wenn ich ihn gerufen habe.

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„Amos, sitz!“

Dann hat er die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ befolgt.

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„Amos, Platz!“

Bei Heige musste er „bei Fuß“ üben. Amos hat alle Übungen sehr gut gemacht.

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„Du bist ein braaaver Hund!“

Als Belohnung durfte er am Schluss noch mit mir Fangen spielen.

Nun bekommt Heige ein neues Kaninchen in die Vermittlung. Es ist eine Häsin und die Leute haben Fotos geschickt. Das Kaninchen wird mit einem Tiertransport von Hessen nach Niedersachsen gebracht, denn in Hessen, wo das Tier zur Zeit wohnt, sind alle Pflegeplätze des Vereines für Kaninchen zur Zeit voll belegt.

Dann hat das Telefon wieder geklingelt und Heige hat zuerst eine Beratung wegen eines kranken Kaninchens gemacht und dann eine Familie beraten, die eine junge Katze möchte. Heige hat den Leuten erklärt, dass Katzen keine Einzelgänger, sondern ganz soziale Tiere sind und dass Einzeltiere oft zu unsozialen und auch aggressiven Tieren werden. Der Verein gibt junge Katzen immer nur zu zweit ab.

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Die uralte Suse ist taub und blind. Aber sie mag es, gestreichelt zu werden.

Während Heige die Beratungen macht, kümmere ich mich ein wenig um Suse, die alte Hundeoma. Suse ist über 17 Jahre alt. Sie kam im Jahr 2004 aus Italien nach Deutschland zu einer Familie. Die war mit dem kleinen Jagdhundmischling total überfordert, weil Suse immer abhaute und wildern ging. Als die Leute Suse abgaben, kam sie zur Familie von Heige. Dort wohnt sie seither. Heige und Paul haben ihr beigebracht, nicht mehr zu jagen. Früher war Suse ein Schulhund, so wie die anderen Hunde, die hier leben. Doch sie ist seit drei Jahren in Rente. Jetzt ist Suse blind, taub und sehr verwirrt im Kopf. Sie hat aber keine Schmerzen und freut sich jeden Tag auf ihr Futter.

Um die Mittagszeit kommt meine Lehrerin, Frau Martini, vorbei und schaut, was wir machen. Sie fotografiert mich mit den Tieren.

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Die braven Legehennen freuen sich über ihr Mittagessen.

Nun wird es Zeit, dass die Hühner ihr Mittagessen bekommen. Ich gehe in die Futterkammer und fülle eine Schale mit Getreide. Fast alle Hühner haben Heige und Paul von Leuten bekommen, die sie schlachten wollten, weil sie keine Eier mehr legten. Damals hatten sie fast keine Federn mehr, aber jetzt sehen sie wieder sehr schön aus und legen auch wieder Eier. Es gibt die dicke, weiße Theresa, die schwarze Corax, die grüne Eier legt, Luzi mit dem Federbommel auf den Kopf, die beiden braunen Freundinnen Gräte und Jule und die zwei Zwerghühner Mimi und Magrat, die Federn an den Füßen haben. Die sieben Hennen kommen gleich herbeigerannt, als ich ihnen ihr Futter in den Trog schütte.

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Das Kaninchengehege muss gut gesichert werden, damit sich die Tiere nicht ins Freie graben.

Jetzt fangen wir an, ein neues Außengehege für die Kaninchen zu bauen. Beim Netzwerk hat jedes Kaninchen mindestens zwei Quadratmeter Platz zur Verfügung und es werden immer zwei Tiere zusammen gehalten, denn die Einzelhaltung von Kaninchen ist Tierquälerei. Wir säubern zuerst ein Stück Garten, das drei Meter lang und vier Meter breit ist, von Pflanzen. Dann ziehen wir den Boden mit einem Rechen eben und füllen Löcher mit dem Spaten auf. Anschließend legen wir alles mit einem Drahtgeflecht aus, denn Kaninchen graben gerne und könnten sich entweder ein Loch ins Freie buddeln oder aber einen unterirdischen Gang graben, in dem sie verschüttet werden könnten. Über das Drahtgeflecht kommt grüner Kunstrasen und Stroh. Nun stecken wir Gehegeelemente um die Fläche und befestigen sie mit Kabelbindern aneinander. Das ist erst mal noch ein Aushilfsgehege. Aber bald kommt ein Mann vom Netzwerk, der sehr gut bauen kann und der zimmert dann über dem Untergrund, den wir gerichtet haben, etwas ganz Stabiles aus Holz, das auch ein Dach hat. So sind die Kaninchen, die dort einziehen werden, vor Regen und vor Mardern geschützt.

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Ich darf den Meerschweinchenbock Herrn Sauer kurz halten, weil er in ein anderes Gehege gesetzt wird. Aber eigentlich mögen es Meerschweinchen nicht, hochgenommen und festgehalten zu werden.

Als nächstes füttere ich die Meerschweinchen. Heige und Paul haben zur Zeit neben ihren eigenen drei Meerschweinchen Erwin, Nea und Suzi noch Vermittlungsschweinchen und Urlaubsschweinchen.

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Herr Sauer und Frau Merkel in ihrem neuen Zuhause.

Die Vermittlungsschweinchen brauchen auch ein neues Gehege. Das bauen wir in der Scheune. Wir legen Teile von Abflussrohren auf den Boden, die wir mit Hanfstreu und Heu füllen. Meerschweinchen lieben es, sich zu verstecken und in weichem Heu zu schlafen. Wenn das Wetter schön ist, dürfen die kleinen Nagetiere in einem Auslauf auf die Wiese.

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Die Kaninchen Kikani und Kendra sind so zahm, dass sie freiwillig zu mir kommen und mir aus der Hand fressen.

Nachdem alle Meerschweinchen versorgt sind, bekommen die Kaninchen ihr Futter. Die Wassernäpfe werden alle ausgewaschen, die Futternäpfe mit Kaninchenmüsli aufgefüllt und jede Gruppe bekommt eine große Portion Heu. Heu ist sehr wichtig, damit die Verdauung der Kaninchen gut funktioniert. Heige hat zur Zeit Zweier- und Dreiergruppen und sehr viele Kaninchen aller Altersstufen, die neue Menschenfamilien suchen.

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Heige badet den winzigen Walter, damit keine Fliegeneier an seinem Popo kleben bleiben.

Nachdem alle Kaninchen, die draußen in Hof und Stall wohnen, versorgt sind, ist der winzige Walter dran. Walter ist ein kleiner, uralter, dreifarbiger Kaninchenbock, der vor kurzem bei Heige abgegeben wurde. Walter ist über zehn Jahre alt und sehr krank. Allerdings hat bisher noch niemand herausgefunden, was er genau hat. Das kleine Kaninchen sitzt bei Heige und Paul im Gästebad in der Badewanne. Weil es immer friert, hängt ein Rotlicht über seinem Sitzplatz. Walter darf nicht auf normaler Einstreu sitzen, denn dann werden seine Läufe wund. Deshalb ist die Badewanne mit einer weichen Gummimatte und dicken Handtüchern ausgelegt. Walter putzt sich nicht richtig und so muss Heige ihn regelmäßig waschen. Eigentlich darf man Kaninchen nicht baden, denn sie hassen es, im Wasser zu sein. Doch wenn man Walter nicht seine Köttel vom Hinterteil abwäscht, kommen grüne Fleischfliegen und legen ihre Eier zwischen seine Haare. Heige sagt, dass die kleinen Maden, die daraus schlüpfen, in alle Körperöffnungen des Kaninchens kriechen und es von innen her auffressen würden. Das ist im Sommer neben dem Hitzetod die häufigste Todesursache bei Kaninchen. Also muss Walter gewaschen werden. Es scheint so, dass er sich schon daran gewöhnt hat, denn er schaut ganz munter aus seiner Kaninchenbadewanne. Als der winzige Walter gebadet ist, füttern wir ihn und legen ihm frische Handtücher hin.

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Eva ist schon zehn Jahre alt und hat manchmal schlechte Laune.

Jetzt ist es halb drei und wir müssen uns beeilen, damit wir auch noch die restlichen Tiere versorgen können. Ich verabschiede mich von den Hunden Mayla, Elsie, Amos und Suse und von den Katern Mio, Caradoc, Ameno, Lino und der Katze Annie. Dann gehen wir zu den Schafen. Die stehen auf ihrer Weide in der alten Gärtnerei von Ilten. Die beiden Lämmer Camilla und Frieda freuen sich sehr, als sie mich sehen und ich gebe ihnen Schaffutter. Camilla und Frieda sind im Februar geboren und noch sehr verspielt. Heige und Paul haben sie im Juni geholt, als Theo, der alte Schafbock, der zehn Jahre alt war, an einem Herzinfarkt gestorben ist. Theos Frau Eva, die auch schon zehn wird, war so traurig, dass sie schnell wieder Gesellschaft brauchte. Ich streichle Camilla und Frieda. Eva hat schlechte Laune und will sich nicht von mir anfassen lassen. Wir schauen, ob alle Schafe genügend Wasser haben. Futter wächst genug auf der Wiese und die kleinen Lämmer haben schon fast so dicke Bäuche wie Eva.

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Die kleine Frieda lässt sich gerne von mir streicheln.

15:00 Uhr: Mein Arbeitseinsatz beim Tierschutzverein Netzwerk Mensch-Tier e.V. ist vorbei. Es hat mir bei all den Tieren sehr gut gefallen und ich hoffe, dass die, die eine neue Familie suchen, bald ihr endgültiges Zuhause finden.

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Selin und Annie

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