Wer mit wem und mit wie vielen?

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Ich bin fast gestorben vor Schreck:
In dem Haus, wo ich zu Gast war, im Versteck,
bewegte sich, regte sich plötzlich hinter einem Brett
in einem Kasten neben dem Klosett,
ohne Beinchen, stumm, fremd und nett
ein Meerschweinchen.
Sah mich bange an, sah mich lange an,
sann wohl hin und sann her,
wagte sich dann heran
und fragte mich:
„Wo ist das Meer?“

In seinem Gedicht „Heimatlose“ trifft Joachim Ringelnatz die Haltungssituation vieler Meerschweinchen hierzulande recht genau: Stumm kauern sie mit untergeschlagenen, nicht sichtbaren Beinchen in einem kleinen Verschlag irgendwo in einem Winkel der Wohnung und schauen den, der sich ihnen nähert, aus großen Nageraugen ängstlich an. Doch bleibt man lange genug in der Nähe des Tieres, taut es auf und fängt an zu quieken und zu murmeln und kommt vielleicht sogar nach vorne ans Gitter. Denken Sie jetzt nur nicht, dass Sie vom Tierchen nach dem Weg zum Meer gefragt werden. In Ermangelung eines Sozialpartners kommuniziert es einfach nur mit Ihnen und versucht, Kontakt zu einem Artfremden aufzubauen. Menschen, die keine Ahnung von Meerschweinchen haben, nennen dieses Verhalten „süß“. Fachleute sprechen von „Notzahmheit“, die soziale Tiere dann zeigen, wenn sie ohne Artgenossen isoliert gehalten werden.

Die Einzelhaltung von Meerschweinchen ist Tierquälerei!

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Um ein Meerschweinchen artgerecht zu halten, benötigt es vor allem andere Meerschweinchen. Optimal sind Gruppen ab drei Tieren. Wenn der zur Verfügung stehende Platz jedoch nicht ausreicht, um eine Gruppe zu halten, sind die kleinen Nager auch in Paarkonstellationen zufrieden.

Weibliche Tiere verstehen sich in der Regel sehr gut miteinander. Auch ist es möglich, Männchen zusammen zu pflegen. Allerdings beobachten wir hier immer wieder, dass unter Böcken – egal ob kastriert oder potent – urplötzlich Streitereien ausbrechen. Oft werden die Unstimmigkeiten schnell geklärt und die kurzbeinigen Herren vertragen sich anschließend wieder prächtig. Gelegentlich kommt es aber auch vor, dass die Aggressionen eskalieren und die Tiere beginnen, Beschädigungskämpfe zu führen. In solchen Fällen darf man dem Nagerkrieg keinesfalls frei nach dem Motto „die klären das schon untereinander“ seinen Lauf lassen. Sobald Meerschweinchen Beschädigungskämpfe führen, sind sie zu trennen. Die Tiere sind nämlich nicht nur in der Lage, sich gegenseitig umzubringen. Wissenschaftliche Untersuchungen an der Universität Bayreuth haben auch gezeigt, dass Meerschweinchen, die in der Gruppe gemobbt und unterdrückt werden, an den Folgen des dadurch entstehenden Stresses sterben können. Schauen Sie sich dazu auch unseren Text zur Haltung von reinen Bockgruppen an.

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Unser Verein vermittelt aus diesen Erfahrungen heraus Böcke, die als Einzeltier auf einem Pflegeplatz abgegeben werden, nur als Kastraten in reine Weibchengesellschaft. Haremsgruppen mit einem kastrierten Bock und zwei oder mehr Weibchen werden von uns favorisiert, ebenso die Paarhaltung von einem Kastraten und einem weiblichen Schweinchen.

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Dürfen Kaninchen und Meerschweinchen zusammen gehalten werden? Diese Frage beantworten wir mit einem eingeschränkten ja. Zum einen müssen es stets zwei der gleichen Art sein, die in solchen gemischten Gruppen leben. Denn Meerschweinchen und Kaninchen können sich zwar dulden und miteinander sogar sozial interagieren. Trotzdem haben sie vollkommen unterschiedliche Kommunikations- und Verhaltensweisen, die sie nur mit einem Artgenossen pflegen können. Lesen Sie dazu unseren Text zum Zusammenleben von Kaninchen und Meerschweinchen. Zum anderen muss darauf geachtet werden, dass die beiden Kaninchen, die in der Wohngemeinschaft leben sollen, verträglich gegenüber Meerschweinchen sind. Über die Hälfte der Langohren toleriert unserer Erfahrung nach keine Nager in ihrem Territorium und schreckt nicht davor zurück, die vergleichsweise viel weniger wehrhaften Meerschweinchen mit Krallen und Zähnen zu attackieren oder ihnen den Zugang zu Wasser, Futter oder Ruheplätzen zu verwehren.

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Text und Fotos: H. Kienle

 

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