An die Eltern

Katzenwelpen vom Netzwerk 1

Vorwort unserer ersten Vorsitzenden, Heige Kienle, an die Eltern der Kinder, die sich ein Tier wünschen.

Jedes Jahr wird eine große Anzahl von Artikeln zum Thema „Kinder brauchen Tiere“ ver­öffentlicht und über die meisten, die ich zu lesen bekomme, ärgere ich mich maßlos. Denn sie gaukeln Eltern eine Scheinwelt vor, in der die psychische und intellektuelle Entwick­lung ihres Sprösslings nur dann optimal verlaufen kann, wenn ein Tier im Haus ist. Mit einem Vierbeiner aufwachsen zu dürfen steht zudem als Synonym für eine rundherum glückliche Kindheit.

Vor einigen Jahren las ich eine Abhandlung zu diesem Thema von Agathe Sering, der Geschäftsführerin der „Ständigen Familienkonferenz in der Bundesrepublik Deutschland“. Dort hieß es: „Kinder berichten, dass sie oft den ganzen Tag allein sind und dass ihre Väter und Mütter zu wenig zuhören; sie erleben Ver­nachlässigungen, Unsicherheit der Eltern darüber, wie sie eigentlich ihre Kinder erziehen sollen, manchmal sogar Gewalt.“ Für Kinder aus solch schwierigen familiären Verhältnis­sen empfiehlt Sering ein Heimtier. Denn dieses sorge dafür, dass das Kind sich wohl und verstanden fühle und weniger Einsamkeit erlebe. „Die leere Wohnung füllt sich mit einem Male, hier ist jemand, der unserem Kind sagt und zeigt: `Schau, Du wirst erwartet. Du bist nicht allein.´“

Wir sollten uns von solchen und ähnlichen Lobgesängen auf die therapeutische Wirkung eines Tieres auf die sozialen und emotionalen Defizite, denen Kinder ausgesetzt sind, nicht blenden lassen: Gesellt man zu einem Kind, das viel alleine sein muss, einen Vier­beiner oder einen Vogel, dann leiden statt einem zwei kleine Wesen an Einsamkeit. Wer Probleme hat, sein Kind zu erziehen, der wird mit der zusätzlichen Erziehung eines Hun­des oder einer Katze vollends überfordert sein. Wo Kinder vernachlässigt oder geschla­gen werden, da ist es unwahrscheinlich, dass ein Tier artgerecht gepflegt und liebevoll behandelt wird. Tiere können niemals Trostpflaster für verletzte Kinderseelen sein.

Auch bei der Feststellung „Kinder lernen durch Tiere Pflichtgefühl und Verantwortungsbe­wusstsein“ ist Vorsicht geboten: Kinder und Jugendliche stecken in einem andauernden physischen und psychischen Reifungsprozess, der ihnen viel Energie abverlangt. Solange dieser Prozess nicht abgeschlossen ist, sind junge Menschen nicht in der Lage, die allei­nige Verantwortung für ein Tier zu tragen, auch wenn sie sich dieses noch so sehr wünschen. Tierliebe will gelernt sein. Und zwar von den Eltern, die sich mit dem Vierbeiner liebevoll beschäftigen, ihn füttern und versorgen – nicht nur aber vor allem dann, wenn das Kind gerade anderweitige Interessen hat.

Nur in Familien, in denen Zeit keine Mangelware ist und wo ein liebevolles Miteinander gelebt wird, kann eine für beide Seiten erfreuliche Bindung von Kind und Tier entstehen. Dort ist der fruchtbare Grund, wo unseren Kleinen durch ihren tierlichen Freund die in der Literatur gepriesenen Vorteile entstehen: Soziale Kompetenz, besseres Lernvermögen, Verantwortungsbewusstsein, Ausgeglichenheit, Fröhlichkeit und vieles mehr.

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