Walter

Mitte August brachte die Polizei ein übelst verletztes Huhn zu einem Bauern. Der konnte es aber nicht aufnehmen und sein Angestellter übergab das Tier in die Hände eines unserer Pflegeplätze. Dort versorgte man die zahlreichen, tiefen Fleischwunden, die vor Maden wimmelten und hatte wenig Hoffnung, dass das geschwächte Wesen überleben würde. Doch Ende August waren drei Punkte klar: 1. Das Tier würde überleben, 2. Das Huhn war ein Hahn und 3. Der Gockel würde mit einem Auge auskommen müssen, denn links hatte er sein Augenlicht unwiederbringlich verloren.

Wir tauften den Unglücksvogel auf den Namen Walter. Walter hatte vor allem Angst: Vor den Hennen auf seinem Pflegeplatz, vor den Hunden, vor den Katzen, vor dem Wind in den Bäumen. So kam es, dass er immer bei seinen Pflegemenschen saß, sobald sie sich im Garten aufhielten. Und wenn Walter müde wurde, flatterte er auf die Schulter seines Pflegefrauchens, wo er dann zufrieden einschlief, weil er sich behütet wusste.

Mittlerweile ist aus Walter ein prächtiger, junger Hahn geworden, der jeden Tag etwas mehr Selbtbewusstsein entwickelt. Er traut sich, gemeinsam mit den sieben Hennen seiner Menschen den Garten zu erkunden, bewegt sich furchtlos zwischen den Hunden und Katzen und schläft auch längst im Schlafbaum der Hühner und nichtmehr auf einer Menschenschulter.

Leider kann Walter nicht bleiben, denn seine Menschen wohnen mitten in einem Wohngebiet und Walter hat das Krähen für sich entdeckt. Deshalb suchen wir für den tapferen, freundlichen Gockel ein Zuhause im ländlichen Raum, wo man den Hahnengesang noch zu schätzen weiß, wo er nette Hennen zur Gesellschaft hat und viel Platz zum Scharren, Sandbaden und Erkunden. Walter soll nicht geschlachtet werden! Er wird mit Schutzvertrag vermittelt. Wer seinen Hennen einen einäugigen Beschützer an die Seite stellen möchte, der darf sich gerne melden und Walter einmal auf seinem Pflegeplatz in Ilten kennenlernen.